Hepatitis C: Concordia unterstützt privaten Medikamenteneinkauf
 BERN - Längst nicht jeder Hepatitis-C-Patient erhält die nötige Therapie, denn in der Schweiz sind die Kosten dafür immens. Betroffene decken sich auf eigene Rechnung im Ausland ein - und erhalten nun dafür Unterstützung einer Krankenkasse.
BERN - Längst nicht jeder Hepatitis-C-Patient erhält die nötige Therapie, denn in der Schweiz sind die Kosten dafür immens. Betroffene decken sich auf eigene Rechnung im Ausland ein - und erhalten nun dafür Unterstützung einer Krankenkasse.
Seit Februar übernimmt die Concordia bei Zusatzversicherten zwischen 50 und 75 Prozent der Kosten, sagte eine Sprecherin des Krankenversicherers auf Anfrage. Sie bestätigte einen Bericht der "Luzerner Zeitung". Für Versicherte in schwierigen finanziellen Verhältnissen übernehme die Concordia die Kosten ganz oder teilweise via hauseigene Stiftung.
Das Vorgehen der Concordia beim privaten Medikamenteneinkauf im Ausland ist ein Novum. Bisher gab es Krankenkassen, die in Einzelfällen die Kosten vergüteten, sagte Bettina Maeschli von der Schweizerischen Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep) gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Man kenne aber keine Kasse, die das so systematisch mache, wie es die Concordia nun ankündige.
Bis zu 60'000 Franken pro Behandlung
Der Hintergrund: Vor wenigen Jahren kamen neue, deutlich wirksamere Medikamente zur Bekämpfung von Hepatitis C auf den Markt. Diese haben allerdings ihren Preis: Bis zu 60'000 Franken kostet eine dreimonatige Behandlung. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat deshalb beschlossen, dass nur jene der geschätzten 40'000 Betroffenen die teure Behandlung vergütet bekommen, die dies am dringendsten nötig haben.
Zwar wurde diese Einschränkung bereits mehrmals gelockert. Trotzdem zahlt die Grundversicherung noch immer nicht jedem Betroffenen die Behandlung. Wer die teure Therapie nicht aus der eigenen Tasche bezahlen kann, hat aber eine Ausweichmöglichkeit. Denn im Ausland sind Medikamente mit gleichen Wirkstoffen zum Teil deutlich günstiger zu haben.
Bei einer Bestellung in Indien kostet die dreimonatige Behandlung noch 1500 Franken, wie die "Luzerner Zeitung" berichtet. Die Qualität stehe den Originalen in nichts nach, betont die Concordia.
Der Onlinebezug aus dem Ausland für den Eigenbedarf ist grundsätzlich legal, schreibt der Verein SEVHep auf seiner Homepage. Er warnt jedoch davor, die Medikamente ohne ärztliche Verschreibung und Begleitung einzunehmen oder diese über ungeprüfte Quellen zu beziehen. SEVHep schätzt, dass in den vergangenen zwölf Monaten zwischen siebzig und achtzig Patientinnen und Patienten ihre Medikamente zum Eigenbedarf im Internet eingekauft haben.
In Grundversicherung nicht möglich
Keine Entlastung bringen die tiefen Auslandpreise für die Grundversicherung. Hier gilt das sogenannte Territorialprinzip, das eine Vergütung von im Ausland bezogenen Therapieleistungen untersagt. Die Krankenkassen müssen also bei den vom BAG definierten Patientengruppen weiterhin den massiv teureren Inlandpreis bezahlen.
Die Krankenkassenverbände santésuisse und curafutura fordern eine Aufweichung dieses Territorialprinzips. Im Ausland gekaufte Medikamente sollen durch die Grundversicherung vergütet werden können.
"Ärgerlich an der ganzen Sache ist, dass wir diese Diskussionen nicht hätten, wenn die Preise bei uns in der Schweiz nicht so horrend hoch wären. In vielen anderen EU Ländern ist der Preis dieser Hepatitis-C-Medikamente mittlerweile viel tiefer", sagte curafutura-Sprecher Rob Hartmans gegenüber der sda.
Quelle: SDA - 03.05.2017, Copyrights Bilder: Fotolia.com